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TU-BS

FB Informatik
TU Braunschweig

Dr. Markus Pizka: Wert-basiertes Software-Management

In zahlreichen Unternehmen werden unternehmenskritische Prozesse durch umfangreiche Informationssysteme unterstützt, die häufig mehrere Millionen Zeilen Programmtexte umfassen und über lange Zeiträume von bis zu 30 Jahren kontinuierlich entwickelt, gewartet und betrieben wurden bzw. werden. Das Vermögen, das diese Systeme repräsentieren, ist erheblich. Bereits eine einfache Abschätzung anhand des Wiederherstellungsaufwands ergibt einen Wert von ca. EUR 500 Mio für 20 MLOC (Million Lines of Code). Analog zu anderen Investitionen ist ein gradueller Verfall dieses Vermögens inakzeptabel. Vielmehr ist im Sinne eines erfolgreichen Wirtschaftens ein Erhalt bzw. eine hohe Rendite aus diesem Vermögen anzustreben.

Kapitalwertmethoden, wie das Net-Present-Value, erlauben die Präzisierung des Wertes von Software-Systemen anhand künftiger Kosten und Nutzen inklusive Opportunitätskosten sowie der Wirkung auf die Innovationsfähigkeit des Unternehmens. Eine ausgeglichene und strukturierte Wert-Ermittlung dieser Art ist eine zentrale Voraussetzung um den kontinuierlichen Qualitätsverfall großer Software-Systeme, der häufig zur Legacy-Problematik und Ablösungsszenarien mit hohen Kosten und Risiken führt, wirksam zu verhindern.

Ein operativer Beitrag zum Erreichen dieses Zieles sind technische Wartungsmaßnahmen, deren Nutzen erst bei einer strukturierten Wertermittlung deutlich wird. Wissenschaftliche und kommerzielle Studien belegen, dass gezielte Wartungsmaßnahmen ggf. einen höheren Wertbeitrag liefern als Neuentwicklungen. Bei einer primären Kostenbetrachtung wird die Wartung demgegenüber als vermeintliches Problem betrachtet, das Ressourcen bindet und die Innovationsfähigkeit einschränkt.

Im Vortrag werden zunächst die Grundzüge eines wertbasierten Managements von Software- Landschaften erläutert. Anschließend wird anhand von Erfahrungen aus der Untersuchung umfangreicher kommerzieller Software-Systeme das enorme Potential für Effizienzsteigerungen aufgezeigt. Durch ausgeglichene technische und ökonomische Analysen sowie gezielte Optimierungsmaßnahmen können die laufenden Kosten vorhandener Systeme drastisch (>30%) gesenkt und die Flexibilität im Hinblick auf kürzere Innovationszyklen signifikant gesteigert werden.

CV Markus Pizka: Nach dem Studium der Informatik 1989-1994 promovierte Dr. Markus Pizka 1999 an der Technischen Universität München im Bereich Systemarchitektur zum Thema "Integriertes Management erweiterbarer verteilter Systeme". In dieser Arbeit beschäftigte er sich mit der Entwicklung von Programmiersprachen, Übersetzern und Betriebssystemen. Nach einem Forschungsaufenthalt bei Microsoft Research Ltd. in Cambridge, UK übernahm er 2000 bei einem deutschen Softwarehaus die Leitung kommerzieller Software-Projekte. 2001 kehrte er an die Technische Universität München zurück und schloß sich der Software-Engineering Gruppe von Prof. Broy an. Herr Pizka gründete 2001 an der TU München das Kompetenzzentrum "Software-Maintenance" und ist seit 2003 geschäftsführender Gesellschafter der itestra GmbH, die Software-Entwicklungs- und Beratungsleistungen zur Steigerung der Qualität und Wirtschaftlichkeit von Software durchführt.